Viele Menschen, mit denen man sich unterhält, sprechen davon sich an der Küste erholen zu können. Den Gedanken freien Lauf oder gänzlich entspannen zu können. Nichts, was mich daran zweifeln ließe. Aber weshalb und vor allem, was geht in den Menschen vor, wenn man sie in Wassernähe und Einsamkeit trifft. Vielleicht ist es die Tatsache, dass man mit sich alleine an steinigen Küsten, frei von Kommerz und Ablenkung, beschäftigen muss. Wind und Welle vertreiben die Stille, zwingen dazu in sich hinein zu hören. Etwas, dass unserer Gesellschaft abhanden gekommen ist. Gesunde Selbstreflexion. Es geht nicht immer darum weit vorne zu sein und zu den Besten zu gehören. Einen Fuß vor den anderen zu setzen, trotz feuchtem Sand, in den man einsinkt, Wind von Vorne, der einen bremst und einer unbezwingbaren Linie auf der einen Seite, der Seeseite, die man nicht überschreiten kann, ein selbstgestecktes Ziel zu erreichen, um dort festzustellen, dass man weitergehen oder umkehren kann. Man aber, in welche Richtung auch immer, nicht am Ende ist. Menschen die man auf diesem Pfad trifft, teilen die gleichen Bedingungen. Sie kennen sich nicht und wandeln doch in ähnlichen Fußstapfen. Fußstapfen, die das Wasser verwischt, der Wind verweht. Nicht beinflussbar. Grundlegend.
Man sieht oft Menschen, die Steine sammeln oder betrachten. Ganz intuitiv scheint das, was die Natur uns bietet von Interesse. Ein Stein wird entdeckt. Liebevoll von Sand befreit. Betrachtet und erspürt. Gewicht, Linien, Farbe, Struktur werden wahrgenommen. So manches Mal wird daran festgehalten. Die Tasche mit dem eroberten Fundstück gefüllt und es voller Stolz als neuer Besitz von dannen getragen. Man sollte sich einmal die Frage stellen, wann es einem zuletzt so ging, als man sich durch überfüllte Fußgängerzonen gekämpft hat. Die Augen auf der Suche nach neuen Sonderangeboten. Bunte Plakate erhaschend. Gerüche in der Nase, die nicht einmal eine grobe Zuordnung zulassen. Ein Gefühl von Weite und Ruhe? Ein Ort um sich selbst zu finden und wahrzunehmen?
Kleiner Tip für den Frühling, wenn das Wetter noch nicht zum Baden einlädt und es draußen auch nicht so richtig schön ist. Irgendeine Jacke an. Die robusten alten Schuhe vom Vorjahr binden. Handy, Kamera, Uhr und sonstigen Ballast auf dem Tisch liegen lassen und raus ans Wasser. Nicht da, wo die Eisbude auf Kundschaft wartet. Nicht dort, wo sie alle hinfahren und der Kitelehrer seine Boards stapelt. Geht einmal für ein paar Minuten auf die Suche nach Einsamkeit. Findet zu Euch selbst. Ihr werdet erstaunt sein, wie viel eure Gedanken sich zu erzählen haben.

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